Vom 16.11.-18.11.2023 fand die inzwischen fünfte von der Nachwuchsgruppe der DG-Sucht organisierte Autumnschool in Marburg statt. Thematisch lag der Fokus der Veranstaltung auf den Herausforderungen und Chancen in der interdisziplinären Zusammenarbeit im Arbeitsfeld Suchthilfe und Suchtforschung. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand jedoch auch in dieser Autumnschool insbesondere die Vernetzung und der Austausch unter Nachwuchskräften, um den interdisziplinären Austausch auch unter Nachwuchskräften verschiedener Standorte nachhaltig zu stärken.
Die Autumnschool wurde vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert und in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht) durchgeführt. Erfreulicherweise konnte die Autumnschool trotz des spontan einberufenen Bahn-Streiks mit fast vollständiger Teilnehmer:innenzahl durchgeführt werden.
Das 3-tätige Programm bestand aus fünf Impulsvorträgen, Plenumsdiskussionen und Kleingruppenarbeit. Die Sprecherinnen der Nachwuchsgruppe, Dr. Annette Binder und Sina Zimmermann, der Koordinator Dr. Lukas Basedow und der Schriftführer Patrick Halli bildeten die Tutor:innen der Summerschool. Zum Auftakt der Veranstaltung erfolgte die Begrüßung durch die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie, Frau Prof. Dr. Eva Hoch.
In ihrem anschließenden Impulsvortrag behandelte sie das Thema Cannabis und klärte darüber hinaus über die verbundenen Veränderungen auf, die durch die Legalisierung in Deutschland auf uns zu kommen. Der zweite Tag begann mit dem Impulsvortrag von Dr. Sören Kuitunen-Paul zum Thema Interdisziplinarität mit Fokus auf den Tabakkonsum. Anschließend stellte Jan-Matthis Wasserfuhr das "Ein-Wochen-Programm-in-der-Gruppe zur Entwöhnung von illegalen Substanzen" vor, welches er in seiner Tätigkeit als Psychotherapeut in einer Klinik begleitet. Im vierten Impulsvortrag widmete sich Prof. Daniel Deimel der Entstehung und Entwicklung der Suchttherapie und beleuchtetet noch einmal Ziele, wie Harm Reduction und Möglichkeiten einer Suchtbehandlung wie zum Beispiel die Substitution oder der Umfang mit Naloxon, zu welchem man sich schulen lassen kann. Er erklärte die Motive und Erfahrungen von Suchterkrankten und legte noch einmal einen besonderen Fokus auf die Unterstützung und Systemlücken, die in Zukunft geschlossen werden sollten. Im abschließenden Impulsvortrag thematisierte Stefanie Bötsch die Hürde der Abstinenz insbesondere auch mit Blick auf die Schwierigkeiten und aufkommenden Probleme in der Behandlung einer komobiden, klassischen psychischen Störung, welche oft mit einer Suchterkrankung einhergeht. Besonderer Dank gilt an dieser Stelle nochmal den Referent:innen, die allesamt hervorragende und spannende Impulsvorträge zur diesjährigen Autumnschool beigetragen haben. Im Anschluss zu den Vorträgen gab es jeweils Plenumsdiskussionen, die von einem der Tutor:innen moderiert wurden. Es konnten Fragen an die Vortragenden gestellt und Fragen und Inhalte in der Gruppe diskutiert werden. Es enstanden rege Diskussionen, die teilweise auch das Fundament der Kleingruppenarbeit darstellten. Ergänzt wurden die Kleingruppenarbeiten durch die Leitfrage, ob Sucht als insolierte, eigene Krankheit behandelt oder als Teil der "klassischen Störungen" betrachtet werden sollte. Vor dem Hintergrund der Vorträge und Inputs als unterschiedlichen Berufsfeldern, ergab sich ein differenziertes und angeregtes Gespräch über die Vor- und Nachteile von Sucht als isoliertes Störungsgebiet. Es wurde unter anderem darüber diskutiert, welche Rolle Suchterkrankungen in den Ausbildungen der unterschiedlichen Disziplinen einnehmen.
Neben vielen inhaltlichen Impulsen und Diskussionen blieb viel Zeit für Vernetzung unter den Nachwuchskräften und die Abende wurden gemeinsam gestaltet, wodurch ein sehr ungezwungener Austausch entstand, der sehr positiv bewertet wurde
Aus den Diskussionen der Autumnschool entstanden Ideen, die im Rahmen eines digitalen Folgetreffens, das offen für alle Nachwuchskräfte war, gebrainstormt wurden und seitdem in Form von Arbeitsgruppen bearbeitet werden.
Wir freuen uns bereits jetzt auf eine sechste Autumnschool, die voraussichtlich im November 2024 in Tübingen stattfinden wird und die wir nach der positiven Rückmeldung zur Autumnschool gerne unter Einbezug der Wünsche und Ideen der Nachwuchsgruppe planen werden.
Wir freuen uns auf einen weiteren regen Austausch der Nachwuchsgruppe!